Menschen feiern im Club

Feiern ohne Sorgen: Bewusstsein für ein sicheres Partyerlebnis

„Ich will doch nur ein bisschen tanzen“ – mit Freund:innen sorgenlos trinken, feiern und einfach ausgelassen tanzen. Was jedoch, wenn diese Sorglosigkeit missbraucht wird? In vielen Clubs gehören Belästigungen, Diskriminierung und Sexismus zur traurigen Realität des Nachtlebens. Das Partyerlebnis kann so schnell zu einem Albtraum werden. Daniel Käfer von der Salzburg Club Commission erklärt, wie sicheres Ausgehen durch Awareness und Safe Spaces gefördert werden kann. 

Po-Grapscher, unangebrachte Sprüche, K.O.-Tropfen im Getränk und Blicke, die einen wie Freiwild auf einer Jagd fühlen lassen. Solche Formen der Belästigung treten häufig in der Nachtszene und während des Feierns auf. Vor allem Frauen und FLINTA*-Personen sind von sexistischen, rassistischen und homophoben Kommentaren und Übergriffe betroffen. Der eigentliche Grund, der Spaß und das Genießen am Feiern tritt hierbei in den Hintergrund, denn Tatsache ist, dass Clubs ein Raum für Gewalt sein können. Grenzen und Regeln gibt es in jedem gesellschaftlichen Beisammensein. Warum werden diese beim Feiern in Clubs und in Bars so oft ignoriert? Dazu meint Daniel Käfer: „Im Kindergarten hast du gewisse Regeln im Sandkasten und am Spielplatz. Die Bars, Discos und Clubs sind die Spielplätze der Erwachsenen. Warum gibt es da keine Regeln mehr?“ Daniel Käfer ist studierter Sozialarbeiter und engagiert sich in seiner Freizeit für die Salzburg Club Commission, eine Interessensvertretung für lokale Akteurinnen und Akteure der Clubkultur.  

FLINTA*-Personen: FLINTA* bezeichnet Frauen, Lesben, intersex Personen, nicht-binäre Personen, trans und agender Personen. 

Zudem setzt sich der Verein für die Sensibilisierung von Themen wie sexuelle Belästigung in der Club- und Nachtszene ein. „Wir haben zum Beispiel den Awareness Day ins Leben gerufen“ sagt Käfer. Hierbei widmet sich der Verein der Bewusstseinsbildung und versucht gemeinsam mit Gewaltschutzzentren, Workshops gegen sexualisierte Gewalt in der Nacht zu gestalten. Dadurch sollen Veranstalterinnen und Veranstalter als auch DJs auf diese Themen aufmerksam gemacht und sensibilisiert sicheres Feiern ermöglicht werden. Käfer dazu: „Jetzt haben wir fast Jahrtausende Patriarchat. Es ist ein kleiner Versuch unsererseits, mit diesen Workshops zu begegnen, um Bewusstsein zu schaffen, wie sich Menschen, meist Frauen fühlen, wenn sie für manche als Freiwild auf der Tanzfläche gelten.“ Die am häufigsten Betroffenen sind Frauen und marginalisierte Personen. Doch wer überschreitet die Grenzen dieser Personen? Was ist das größte Problem? „Ganz ehrlich. Ich glaube hauptsächlich eben Männer, die glauben witzig zu sein. Es gibt natürlich auch Männer, die betroffen sind, aber es sind Männer, die diese ungute Atmosphäre zum sehr großen Teil verursachen.“ Für den Sozialarbeiter ist es besonders wichtig, beim Feiern Grenzen zu setzen, welche wiederum akzeptiert werden müssen und meint: „Wo die Freiheit vom anderen anfängt, hört meine eigentlich auf.“   

Awareness im Nachtleben 

„See something, say something“ – je mehr Awareness, also Bewusstsein für gewisse Grenzen, Sicherheit und Wohlbefinden in der Nacht- und Partyszene geschaffen wird, desto besser. Dieser Meinung ist Käfer und bestätigt: „Wenn wirklich viele Leute darauf schauen, dass sich alle wohlfühlen, dann fällt eine ungute Person eher auf.“ Mit Awareness angefangen haben die Veranstalter der Sex Positive Partys. Der Name mag den einen oder anderen etwas neugierig machen. Hierzu meint der Vertreter der Salzburg Club Commission, dass diese Betreiberinnen und Betreiber es nie gerne hören, wenn solche Partys die Swinger-Club der Generation Z sein sollen und ergänzt: „Ich würde es als den Ultimate Safe Space definieren, leicht elitär, aber zurecht. Es geht darum, dass Leute, die vielleicht nicht gewissen körperlichen Normen entsprechen, sich trotzdem gerne mal komplett arg anziehen wollen oder ausziehen, ohne schräg begafft zu werden.“ Ein geschützter Raum für alle, die ihn brauchen, um sich so zu zeigen, wie sie sind.  

Im Endeffekt beinhaltet Awareness, dass alle aufeinander und auf sich selbst achtgeben sollten. „Nicht nur DJs oder Personen an der Bar, sondern auch die am Tanzboden selbst. Es sollte genug Leute geben, denen es wichtig ist, dass sich alle wohlfühlen“, so Daniel Käfer. Aus diesem Grund beteiligen sich verschiede Nachtclubbesitzerinnen und Nachtclubbesitzer an Awareness-Konzepten und beauftragen eine Gruppe an Menschen auf Sicherheit in deren Clubs und Bars zu achten. „Das Awareness-Team ist eine Schnittstelle zwischen Security, Veranstalter und Gast.“ Diese Teams sind meist durch T-Shirts oder Armbänder gekennzeichnet. Sie sind im Club ständig in Bewegung und mischen sich unter die Gäste, um Hilfestellung bei potenziellen Belästigungen zu leisten. „Sie arbeiten nach dem Mehr-Augen-Prinzip und sind da, um nach dem Rechten zu sehen.“ Käfer zufolge sei bewusste Werbung und Kommunikation von Awareness-Konzepten ein wesentliches Element, um Partygästen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und potenzielle Täter sowie Belästigungen abzuschrecken. „Das kann jeder Veranstalter kommunizieren oder bewerben: wir haben ein Awareness-Team, wir dulden keinen Sexismus, ihr fliegt raus oder kommt erst gar nicht rein.“ 

Awareness-Teams in Clubs: Raum für Verbesserungen 

Obwohl zahlreiche Städte in Österreich Pilotprojekte für Awareness-Teams schon umgesetzt haben, gibt es zum Beispiel in Wien bisher noch keine Clubs, die feste Awareness-Teams haben, abgesehen vom „Sass“ im ersten Bezirk. „Du brauchst Leute, die da mithelfen und das machen. Die meisten sind ehrenamtlich für die Sache unterwegs. Die Qualitätssicherung kann man jedoch in Frage stellen“ meint Käfer. Bewusstseinsbildung im Club liege demnach am Goodwill der Veranstalter, verantwortungsbewusste Leute für diesen Zweck anzustellen, auf Sicherheit zu achten und Verantwortung zu übernehmen. Um diesen verantwortungsvollen Job übernehmen zu können, müsse es Schulungen geben, da dafür ein gewisses Know-How erforderlich ist. „Das ist halt die Zwickmühle. Kollektive, Vereine sollten viel schneller und leichter dafür Förderungen beantragen können, dass sie einen Workshop buchen und ihre Mitarbeiter in dem Sinne auch schulen lassen können“ behauptet Käfer. 

Hier fordert Käfer von der Politik Förderungen, Zuschüsse und verstärkten Handlungsbedarf in Bezug auf sicheres Fortgehen und Awareness-Konzepte. Wie zum Beispiel „Sozialarbeiter von der Stadt, die nach dem Rechten schauen und wiederum Awareness schaffen. Öffentlichkeitsarbeit bewerben, ausbauen viel mehr forcieren.“ Sicheres Fortgehen ist nicht nur ein Thema allgemeiner Politik, sondern auch speziell Priorität für Studierende, welche gerne ausgelassen feiern. Aus diesem Grund appelliert Käfer auch an die österreichische Hochschulvertretung. „Da kann die ÖH vorangehen und die regelmäßigen ÖH-Partys auch Safe gestalten.“ Die ÖH solle Budget für Awareness-Teams auf ihren regelmäßigen Semesterpartys verwenden, um sicheres Ausgehen zu fördern. „Gerade riesige Veranstalter sind wichtig. Die ÖH-Partys, die sind voll mit jungen Leuten, die es betrifft“, so der Sozialarbeiter. Nach Rückfrage bestätigt Manuel Gruber, der zweite stellvertretende Vorsitzende der ÖH Salzburg, dass es zum aktuellen Zeitpunkt noch keine derartigen Awareness-Konzepte und Awareness-Teams seitens der ÖH gibt. Jedoch sei laut Gruber der ÖH die Sicherheit bei ihren Veranstaltungen wichtig. Auch, wenn bereits Überlegungen zu solchen Projekten angestellt wurden, bestehe klarer Bedarf an verstärkten Maßnahmen, insbesondere durch gezielte Awareness-Teams bei Veranstaltungen. 

Awareness-Konzept zum Nachlesen: