Wie kann ein Arbeitsumfeld gestaltet werden, in dem jeder unabhängig von Fähigkeiten, Herkunft oder Alter wertgeschätzt und wahrgenommen wird? Diese Frage diskutierten Maureen Ekizoglu, Kay Schumacher und Verena Benzele im Rahmen der re:publica 2025. Unter dem Titel „Vielfalt leben: Inklusion und Generationenvielfalt“ sprachen die Panelist*innen mit Moderator Sebastian Geẞler über Herausforderungen, Chancen und Wege zu mehr Inklusion und Diversität in der Arbeitswelt.
Inklusion ist kein Ideal, sondern Notwendigkeit
Ein inklusives Arbeitsumfeld bedeutet, dass niemand aufgrund von Behinderung, Alter, Herkunft oder anderen Merkmalen ausgeschlossen wird. Es geht darum, Strukturen zu schaffen, in denen sich alle Menschen sicher und respektiert fühlen – nicht nur als ethisches Ziel, sondern als elementarer Bestandteil moderner Arbeitskultur.
Maureen Ekizoglu leitet das Dialogmuseum in Frankfurt am Main. Dabei handelt es sich um einen Inklusionsbetrieb, das heißt ca. 50 % der Angestellten sind schwerbehindert. In ihrem Managementstil setzt Ekizoglu auf individuelle Stärken und richtet den Blick auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Beschäftigten – ohne dabei in Schubladen zu denken.
Ihr Ansatz: Inklusion im regulären Arbeitsmarkt kann funktionieren, wenn individuelle Fähigkeiten im Vordergrund stehen nicht Einschränkungen. Ekizoglu betonte außerdem, dass ein inklusives Arbeitsumfeld Vertrauen erfordert. Mitarbeitende müssen sich sicher fühlen, über Krankheiten oder Behinderungen zu sprechen, ohne Angst vor Benachteiligung. Sie selbst hat eine ,,Caring Hierarchie“ etabliert also Strukturen, die auf Bedürfnisse eingehen und Leistungsfähigkeit ermöglichen, anstatt zu normieren.
Barrieren erkennen – und abbauen
Neben strukturellen Barrieren gibt es auch viele kulturelle Hürden im Arbeitsalltag. Kay Schumacher (VGB) machte deutlich, dass Arbeitsunfälle, Sprache und Bildungsgrad ebenfalls wichtige Faktoren sind, die es bei Inklusion zu beachten gilt. Im Hinblick auf unterschiedliche Stärken und Schwächen sieht er es als Aufgabe der Gesellschaft, sich anzupassen. Im Klartext heißt das: Nicht die Menschen müssen sich an ein starres System anpassen – sondern das System, also der Arbeitsmarkt, muss flexibler, offener und gerechter gestaltet werden.
Barrierefreie Kommunikation – eine Aufgabe für alle
Verena Benzele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, richtete den Fokus auf die flächendeckende Umsetzung von barrierefreier Kommunikation, um Arbeit für alle zu verbessern. Ob einfache Sprache, visuelle Hilfen oder digitale Tools – barrierefreie Kommunikation nützt nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern steigert die Verständlichkeit und Effizienz insgesamt.
Dabei bieten auch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) große Potenziale etwa durch automatische Übersetzungen, Sprachausgabe oder adaptive Benutzeroberflächen. Doch nur mit bewusstem Einsatz und inklusiver Gestaltung können solche Tools wirklich zur Teilhabe beitragen.
Die Generationenfrage – Vielfalt im Wandel
Ein weiteres Thema der Diskussion war die Generationenvielfalt. Unterschiedliche Altersgruppen bringen verschiedene Perspektiven und Kommunikationsstile mit. Entscheidend ist, dass niemand von Kommunikation ausgeschlossen wird – sei es durch Technik, Sprache oder kulturelle Codes.
Politik in der Verantwortung
Benzele forderte auch die Politik auf, die Sinnhaftigkeit und Machbarkeit von Inklusionsmaßnahmen zu prüfen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die Vielfalt nicht nur ermöglichen, sondern aktiv fördern.
Die Diskussion hat jedenfalls gezeigt, dass Vielfalt kein Selbstläufer ist, sondern ein aktiver Gestaltungsprozess. Inklusion, Barrierefreiheit und generationenübergreifende Zusammenarbeit gelingen nur, wenn alle bereit sind, Strukturen zu hinterfragen, innovative Wege zu gehen- und voneinander zu lernen. Vielfalt zu leben bedeutet, Unterschiede anzuerkennen – und gerade darin den gemeinsamen Mehrwert zu sehen.