Auf der diesjährigen re:publica in Berlin brachte die Wissenschaftsvermittlerin Dani (@scienceitch) mit ihrem Format „Mind Games: Das Gehirn‑Quiz“ frischen Schwung auf die Bühne – und ins Publikum. Zwischen Pointen und PowerPoint erfuhren die Zuschauer:innen nicht nur verblüffende Fakten über das menschliche Gehirn, sondern auch, wie sich Studierende in Stressmomenten selbst helfen können, wenn im Kopf mal kurz nichts mehr geht.
Ein Hochleistungsorgan im Dauereinsatz
Das menschliche Gehirn ist ein Wunderwerk – klein, aber energiehungrig. Mit durchschnittlich 1,3 Kilogramm macht es gerade einmal zwei Prozent unseres Körpergewichts aus, benötigt aber satte 20 Prozent der gesamten Körperenergie. Spätestens mit 25 Jahren ist es ausgereift, bleibt aber ein Leben lang lernfähig. In ihm arbeiten rund 86 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die in ständiger Kommunikation stehen.
Spannend: Das Gehirn selbst kann keinen Schmerz empfinden – auch bei schwersten Eingriffen spürt man direkt am Hirngewebe nichts. Gefährlich wird es dennoch, etwa bei einem Schlaganfall. Wenn dabei ein Teil des Gehirns zu wenig Sauerstoff erhält, können Zellen dauerhaft geschädigt werden. Die Warnzeichen sind eindeutig: Plötzliche Probleme mit Balance, den Augen, im Gesicht, mit den Armen oder der Sprache – hier zählt jede Minute. Unter dem Akronym B.E.F.A.S.T. werden diese Symptome heute in Erste-Hilfe-Schulungen kommuniziert.

Wenn das Gehirn kurz abschaltet: Blackout durch Stress
Gerade in Prüfungssituationen ist vielen das Phänomen vertraut: Man weiß, dass man es weiß – aber nichts fällt einem ein. Solche Blackouts haben eine klare physiologische Erklärung. Unter hoher emotionaler Anspannung oder akutem Stress schüttet der Körper Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus. Diese blockieren vorübergehend den Hippocampus – das Zentrum für das bewusste Erinnern. Die Folge: Die Information ist noch da, aber vorübergehend unzugänglich.
Wissenschaftlich ist belegt: Der Zugang kehrt zurück, sobald sich die Stressreaktion im Körper beruhigt. Doch wie schafft man das in einem Moment, der sowieso schon emotional geladen ist?
Zurück in die Spur: Was gegen Blackouts hilft
Entscheidend ist, den Körper aus dem Alarmmodus zu holen. Eine der effektivsten Methoden ist bewusstes Atmen – und zwar langsam und tief. Techniken wie die 4‑7‑8‑Atmung (vier Sekunden einatmen, sieben halten, acht ausatmen) oder die Resonanzatmung helfen dabei, den Parasympathikus zu aktivieren, also den Teil des Nervensystems, der für Entspannung zuständig ist.
Auch mentale Umleitungen können helfen: Kurz den Blick vom Prüfungsbogen abwenden, ein Glas Wasser trinken, die Körperhaltung ändern oder innerlich die Perspektive wechseln. Viele Trainer:innen empfehlen, in der Situation bewusst zu akzeptieren, dass der Moment gerade schwierig ist – diese Akzeptanz kann den Druck senken und paradoxerweise Leistung wieder ermöglichen.

Ein weiterer Kniff ist die Visualisierung: Wer sich mental für wenige Sekunden an einen Ort begibt, an dem er sich sicher und ruhig fühlt – etwa einen Waldweg, eine Wiese, das Meer – aktiviert Areale im Gehirn, die mit Sicherheit und Ruhe verknüpft sind. Das hilft, das Erinnerungszentrum wieder hochzufahren.
Und nicht zuletzt: Kommunikation kann entlasten. Wer etwa in einer mündlichen Prüfung offen mit einem Moment des Blackouts umgeht, kann Verständnis gewinnen – und wertvolle Sekunden, um wieder zu sich zu finden.
Gehirntricks für Studierende – klug austricksen statt aussetzen
Für Studierende, die regelmäßig mit Drucksituationen konfrontiert sind, gibt es gute Nachrichten: Das Gehirn lässt sich trainieren – und austricksen. Wer regelmäßig Atemübungen in den Alltag integriert, erhöht die eigene Stressresistenz. Kurze Visualisierungsübungen vor dem Lernen oder in Prüfungen können ebenfalls helfen, das emotionale Gleichgewicht zu halten.
Außerdem: Kleine mentale Pausen während einer Prüfung, etwa beim Wechsel der Aufgaben, geben dem Hippocampus Gelegenheit zur „Neuverkabelung“. Wer merkt, dass eine Frage nicht gleich beantwortbar ist, kann strategisch zu einer leichteren Aufgabe springen – und später mit einem ruhigeren Kopf zurückkehren.
Statt das Gehirn als Gegner in Stressmomenten zu sehen, lohnt sich ein Perspektivwechsel: Es ist ein lernendes, dynamisches Organ, das selbst in heiklen Momenten Verbündeter sein kann – wenn man ihm den richtigen Raum gibt.
Fazit
„Mind Games“ auf der re:publica zeigte, wie faszinierend – und fordernd – unser Gehirn arbeitet. Es ist effizient, komplex und doch anfällig für Überlastung. Wer versteht, wie Stress auf das Erinnerungszentrum wirkt, kann gezielt gegensteuern. Für Studierende ist das mehr als ein netter Aha-Moment – es ist die Einladung, sich selbst in stressigen Situationen nicht zu überfordern, sondern klug mit sich umzugehen.
Denn manchmal braucht das Gehirn einfach nur einen Atemzug Pause, um wieder klar zu denken.