Man blickt durch einen Gang von Bücherregalen. Am Ende des Gangs sitzt eine Person vor einem Tisch und liest Bücher. Der Tisch ist vor einer Fensterfront.
Unerwartete Kosten bereiten vielen Studierenden Probleme. (c) Pexels

Was ich vor dem Studium gerne gewusst hätte

Uni besteht nicht nur aus Vorlesungen und Klausuren – mir wäre einiges leichter gefallen, wenn ich das schon gewusst hätte. Aber nicht nur das, sondern viele weitere Überraschungen zeigen sich erst im Studienalltag. Hier geht die Skala von versteckten Kosten bis zum Finden des individuellen Lerntyps. Studierende verschiedener Fachrichtungen haben ihre Erfahrungen geteilt und verraten, was sie im Nachhinein gerne früher gewusst hätten.

Lernen heißt mehr als Vorlesungen besuchen

Wer frisch von der Schule oder einer anderen Ausbildung kommt, erwartet oft, dass das Lernen an der Universität ähnlich funktioniert: Lehrende erklären den Stoff, die Studierenden hören zu und bereiten sich auf Prüfungen und Tests vor. In der Praxis sieht es jedoch häufig anders aus.

So berichtet Vera, die Human Resource Management und Arbeitsrecht studiert, dass Gruppenarbeiten einen viel höheren Stellenwert einnehmen, als sie zunächst dachte. „Ich hätte gerne gewusst, dass Gruppenarbeiten einen sehr hohen Stellenwert einnehmen werden und genauso wichtig sind wie Einzelabgaben“, erzählt sie. Gerade in Studiengängen mit Praxisbezug ist die Zusammenarbeit für Projekte essenziell.

Auch Max, Student der Rechtswissenschaften, machte eine prägende Erfahrung, als er die Universität wechselte. Ihm fiel auf, wie unterschiedlich dieselbe Lehre gestaltet sein kann. „Ich hätte gerne gewusst, welche Unterschiede es in der Lehre von Hochschule zu Hochschule gibt. Nach einem Wechsel der Universität ist mir der Unterschied in der Herangehensweise, im Studienplan und in der Prüfungsvorbereitung aufgefallen.“ Für Studierende bedeutet das: Ein Fach ist nicht automatisch gleich aufgebaut, selbst wenn es an zwei Unis denselben Namen trägt.

Unerwartete Zusatzkosten

Viele Studierende planen ihre Ausgaben vor Studienbeginn, vor allem rund um etwaige Studiengebühren, Miete oder Verpflegung. Doch schnell zeigt sich: In fast jedem Fach gibt es noch versteckte Kosten.

Michelle, die Interior Design studierte, wurde vor allem durch die technischen Anforderungen überrascht. „Ich hätte gerne gewusst, welche weiteren Kosten auf mich zukommen, zum Beispiel für Unterrichtsmaterial, wie Lizenzen für Software, ein Laptop-Upgrade für besagte Software oder Bastelmaterialien für Modellbau“, erzählt sie. Gerade künstlerisch-kreative Fächer erfordern nicht nur Zeit, sondern auch Investitionen in Ausstattung und Material.

Auch in den schon erwähnten Rechtswissenschaften summieren sich die Kosten – wenn auch an anderer Stelle. Clara, ebenfalls Jusstudentin, schildert, dass sie regelmäßig Lehrbücher anschaffen musste, auch mehrere Ausgaben desselben Buches, da für Prüfungen meist die aktuelle Version vorgeschrieben war. „Bei längerer Vorbereitung auf eine Prüfung kann es passieren, dass schon wieder eine neue Ausgabe gekauft werden muss“, erklärt sie. Wer mehrere große Prüfungen im Semester absolviert, kommt so schnell auf hohe Summen.

Stoffmenge bei Prüfungen und Unterschiede zwischen Lehrenden

Doch nicht nur die finanziellen, auch die inhaltlichen Herausforderungen werden oft unterschätzt. Clara betont, dass es in ihrem Studium einen erheblichen Unterschied mache, bei wem man eine Prüfung ablegt. „Ich hätte auch gerne gewusst, welchen Unterschied es macht, welchen Prüfer oder welche Prüferin man hat. Die Unterschiede bestehen teilweise beim Lernstoff, aber auch bei der Benotung.“

Zudem sind die Anforderungen an die Stoffmenge für viele eine Überraschung. Während in der Schule meist kleinere Einheiten gelernt werden, erfordern Universitätsprüfungen häufig das Beherrschen umfangreicher Inhalte, oft mit starkem Fokus auf Auswendiglernen, vor allem in den Rechtswissenschaften. Für eine Vielzahl von Studierenden bedeutet das ein Umdenken im Lernverhalten, eine Erkennung des eigenen Lerntyps und die Notwendigkeit, frühzeitig mit der Vorbereitung zu beginnen.

Auch wer berufsbegleitend studiert, erlebt seine ganz eigenen Herausforderungen. Lisa studiert Digitale Medien und Kommunikation und hätte gerne früher gewusst, wie groß die zeitliche Belastung wirklich ist. Gleichzeitig schätzt sie den direkten Praxisbezug: „Es ist spannend, das Gelernte schon am nächsten Tag im Job anwenden zu können. Dabei merkt man schnell: Es kommt viel mehr aufs Dranbleiben an als auf Perfektion.“ Ihre Erfahrung zeigt, dass ein Studium nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch unmittelbar den Arbeitsalltag bereichern kann.

Die Erkenntnisse zeigen, dass ein Studium viele Herausforderungen mit sich bringt, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind, jedoch den Studienalltag massiv prägen. Studierende, die bereits ein Stück des Weges gegangen sind, geben deshalb folgenden Rat: Informiert euch frühzeitig über Arbeitsformen und Prüfungsmodalitäten, plant ein Budget für Bücher und Materialien ein und sucht aktiv den Austausch mit älteren Semestern. Vieles lässt sich nicht vermeiden, aber manches wird mit dem richtigen Wissen deutlich einfacher.