Viele Studierende stehen am Ende ihres Bachelorstudiums vor einer wichtigen Entscheidung: Wie geht es weiter? Ist ein Masterstudium für die spätere Karriere und den Arbeitsmarkt wirklich notwendig, oder gibt es alternative Wege, die ebenso erfolgversprechend sind? Um diese Fragen zu beantworten, hilft uns ein Blick auf die Meinungen von einer Masterstudentin und einer Expertin.
Die Ursprünge des Masterstudiums
Die Einführung des Masterstudiums in Österreich lässt sich auf den Bologna-Prozess zurückführen, der im Jahr 1999 in 29 europäischen Staaten initiiert wurde. Ziel war es, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Die Reform sollte die Mobilität von Studierenden, Lehrenden und Forschenden erhöhen, Studienleistungen vergleichbar machen und so die staatenübergreifende Anerkennung von Bildungsabschlüssen erleichtern. Mit dem Universitätsgesetz 2002 wurde der Bologna-Prozess auch in Österreich umgesetzt. Seitdem werden die traditionellen Diplomstudien nach und nach auf das zweistufige Bachelor-Master-System umgestellt. So wurde das Masterstudium offiziell in Österreich im Jahr 2002 eingeführt.
Einblicke ins Masterstudium aus Sicht einer Studentin
Mai ist eine Psychologie-Studentin im 3. Semester der Universität Salzburg und hat sich zum Masterstudium geäußert. Sie erachtet das Studium als Chance, ihre Fachkenntnisse zu vertiefen und sich weiter im Bereich Psychologie zu spezialisieren, ein relevanter Schritt für den späteren Karrierestart. „Ohne einen Masterabschluss darf ich mich nicht Psychologin nennen.“ Die Psychologiestudentin erklärt, ein Bachelorabschluss ist nicht immer ausreichend, um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Sie führt aus, dass das Bachelorstudium sehr allgemein gehalten ist, während das Masterstudium ins Detail geht. Daher bereitet ein Masterstudium sowohl auf eine mögliche spätere akademische Karriere, etwa als Forscher:in, als auch auf den Berufsstart als praktizierende:r Psycholog:in vor. Mai beschreibt, dass wie im Bachelorstudium, auch im Masterstudium Herausforderungen zu meistern seien. Trotz der Bestrebungen, im Rahmen des Bologna Prozess, Vergleichbarkeit von Kursen und Studiengängen zu schaffen, variiere der Aufwand, was für den Erhalt derselben Menge an ECTS-Punkten zu leisten sei, erheblich. Es gebe sogar Fälle, in denen bewusst Kurse von Studierenden gemieden würden, da diese im Vergleich deutlichen Mehraufwand verlangen.
Nach Ansicht unserer Interviewpartnerin ist ein Masterabschluss nicht in allen Berufen zwingend erforderlich. Sie schlägt vor, sich vor Beginn des Masterstudiums über die eigenen Karriereabsichten Gedanken zu machen. In einigen Fällen könne ein höherer Abschluss sogar dazu führen, dass man überqualifiziert sei und nicht eingestellt werde. Dies sei insbesondere in Deutschland der Fall, da mit einem höheren Abschluss auch eine höhere Bezahlung verbunden sei. „Ein Masterabschluss ist dennoch eine spannende Zusatzqualifikation, die sich lohnt. Es ist definitiv zu empfehlen, sich zwei Jahre mehr Zeit für die eigene Ausbildung zu nehmen.“
Master oder nicht?
Nachdem uns die Psychologiestudentin Mai bereits viel Positives über ein Masterstudium aufgezeigt hat, fragen wir auch eine Expertin, Dr. Petra Siwek-Marcon, Professorin für Erziehungswissenschaft und wissenschaftliche Leiterin der School of Education an der Paris Lodron Universität Salzburg sowie Klinische und Gesundheitspsychologin. Aus Sicht der Direktorin der School of Education hat ein Masterstudium mehr Vorteile, da es eine wichtige Zusatz- und Weiterqualifikation darstellt. Die Studierenden profitieren davon, nicht nur fachlich und persönlich, sondern oft auch finanziell durch höhere Gehälter und mehr Aufstiegsmöglichkeiten. Als Beispiel führt Frau Dr. Siwek-Marcon das Lehramtsstudium an: Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage ist ein MA-Abschluss Voraussetzung für eine unbefristete Anstellung an einer Schule.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
„Aus meiner Sicht ist es vorteilhaft, nach dem Bachelor-Abschluss etwas berufliche Erfahrung zu sammeln, gerade, um die eigenen beruflichen Interessen noch besser konkretisieren zu können, um dann nach ein bis drei Jahren den Master anzuschließen.“ Die Leiterin der School of Education betont die Bedeutung von Berufserfahrung und Weiterbildung. Sie ist der Meinung, dass die Nutzung der Möglichkeit einer Weiterbildung wertvoll ist. Dabei sei es nicht so wichtig, ob dies direkt nach dem Bachelorstudium oder viele Jahre später geschehe. Dies hänge von den individuellen Bedürfnissen und der eigenen Bildungsbiografie ab – es gebe keinen „einzig richtigen Weg“.
Bedeutung des Masterabschlusses für die Arbeitgeber:innen
Dr. Siwek-Marcon erklärt, dass je nach Sektor ein Masterabschluss sehr wichtig und manchmal sogar gesetzlich vorgeschrieben sei, wie z.B. im Lehramt.
Ein Master im Ausland?
Dr. Siwek-Marcon hebt hervor, dass sowohl ein Studium im Ausland als auch ein Studium im Inland sehr lohnend und attraktiv sein können. Auslandserfahrungen seien besonders empfehlenswert, da sie während des Studiums oft leichter zu organisieren seien, als im Berufsleben (z.B. über das CIVIS-Netzwerk der PLUS oder andere Partnerschaften). Auf der anderen Seite verweist sie darauf, dass ein Masterstudium im Inland oft besser auf die hiesigen beruflichen Anforderungen und nachgefragten Qualifikationen zugeschnitten sei.
Fazit: Masterstudium: Ja oder Nein?
Ein Masterstudium ist auf jeden Fall die Mühe wert! Es bietet viele Vorteile, darunter vertiefte Fachkenntnisse, bessere Karrierechancen und oft auch ein höheres Gehalt. Wichtig ist, die individuellen Karriereziele und beruflichen Anforderungen zu berücksichtigen. Gleichwohl kann frühe Berufserfahrung natürlich ebenfalls wertvoll sein, die bereits vor dem Masterstudium erworben wurde – diese schließt aber ein späteres Masterstudium nicht aus. Ob es sich nun um ein Studium im Inland oder im Ausland handelt, beide Optionen bieten einzigartige Chancen und sollten in Abhängigkeit von den persönlichen und beruflichen Zielen gewählt werden.