Zwei Personen sitzen auf einem Sofa in der FH-Aula. Sie lächeln in die Kamera.
Karoline Wenig (Masterstudentin Digitale Medien & Kommunikation) und Enabulele Osariemen Kelly (Bachelorstudent International Sustainable Business) (c) Karoline Wenig

Ein „Geht scho“ kann mehr lehren als ein Grammatikbuch 

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Warum Studierende ein Sprachentandem ausprobieren sollten 

Sprachen lernen ist oft trocken und durchzogen von Vokabeln und Grammatik. Ich habe mich lange gefragt, ob das wirklich viel bringt. Dann kam Kelly, mein Tandem-Partner aus Nigeria. Plötzlich wurde das Sprechtraining abwechslungsreich, witzig und überraschend. Nach vielen Monaten bin ich überzeugt: Jede*r Studierende sollte ein Tandem ausprobieren. Nicht nur um Sprachen zu lernen oder zu üben, sondern um interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln, Selbstvertrauen zu gewinnen und den eigenen Horizont zu erweitern. In einer globalisierten Welt zählen nicht nur die geübte Nutzung von Online-Übersetzungstools. Wer später im Beruf erfolgreich sein will, muss immer wieder spontan und treffsicher kommunizieren können. Man sollte verstehen, wie man in anderen Kulturen denkt und handelt. Genau das bietet ein Tandem-Programm, denn es verbindet Sprache mit Praxis und ermöglicht den direkten Austausch. 

Lernen auf Augenhöhe und mit Humor 

„Unsere Gespräche sind oft sehr unterhaltsam“, sage ich. Besonders Dialekte sorgen für Lacher. Als Kelly zum ersten Mal das österreichische „Geht scho“ hörte, war er völlig ratlos. „Ich habe das Wort nirgends gefunden“, erzählt er schmunzelnd. Ich erklärte ihm die Bedeutung und wie unterschiedlich ein „passt schon“ je nach Betonung klingt. Solche Momente sind unbezahlbar und zeigen, dass Sprache mehr ist als Grammatik. Sie ist Kultur, Gefühl und Verbindung. 

Praxisnah, aber mit Herausforderungen 

Wir treffen uns alle zwei Wochen online, meistens montags. Hin und wieder auch flexibel, je nach persönlichem Zeitplan. Eine Stunde lang reden wir über unser Privatleben, das Einkaufen im Supermarkt, über das Studium, den Führerschein und über Freundschaften. Wir sprechen Deutsch und Englisch und es gibt keine strikten Regeln. 

Aber Tandems funktionieren nur, wenn beide motiviert sind. Wenn einer von beiden ausfällt oder unvorbereitet ist, leidet der Austausch. Flexible Online-Termine sind praktisch, aber auch manchmal schwer einzuhalten. Das sollte man wissen, bevor man startet. 

Sprache verstehen heißt auch Kultur verstehen 

Durch Kelly lerne ich, wie Menschen in Nigeria kommunizieren, welche Afrobeat-Songs dort einfach Kult sind, wie der Alltag aussieht und wie offen sie aufeinander zugehen. Gleichzeitig reflektiere ich meine eigenen Erfahrungen. Ich habe seit dem Sprachentandem wirklich großen Respekt vor all denjenigen, die Deutsch als Fremdsprache lernen und ganz besonders, wenn Dialekte dazukommen. 

Kelly beschreibt, wie viel Selbstvertrauen ihm das Programm gegeben hat: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich auf Deutsch verständigen kann. Heute klappt das – auch wenn ich manchmal noch Wörter wie ‚Geht scho‘ nachschlagen muss.“ 

Auch kulturell bringt das Tandem neue Einsichten. Kelly merkt, dass Menschen in Österreich freundlich, aber im Alltag eher zurückhaltend sind. Ich schätze die Möglichkeit, direkt von ihm über das Leben in Nigeria zu lernen. Das ist eine Perspektive, die man beim klassischen Sprachenlernen kaum bekommt. 

Die Atmosphäre ist alles 

Was das Tandem auch besonders macht, ist die Atmosphäre – denn die ist kollegial, offen und immer mit Humor. Wir lachen über Fehler, Missverständnisse und manchmal über uns selbst. Sprachnachrichten zwischendurch helfen, Fragen schnell zu klären; alles ohne Notendruck, alles kostenlos und vor allem flexibel. Mein Tipp für alle, die ein Tandem ausprobieren wollen: Man sollte offen sein, keine Angst vor Fehlern haben – und die Chance nutzen, mit echten Muttersprachler*innen zu üben. Es ist unkompliziert, kostenlos und macht wirklich Spaß! 

Probieren geht über Studieren 

Ein Tandem ist nicht nur ein Lernformat. Es ist ein Training für kulturübergreifendes Verständnis, Selbstvertrauen und Anpassungsfähigkeit. Es zeigt, wie praxisnah und unterhaltsam Sprachenlernen sein kann. Dabei darf die Motivation, der regelmäßige Austausch und eine Prise Offenheit nicht zu kurz kommen. 

Wer bereit ist, bekommt mehr als Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck. Man bekommt neue Perspektiven, kulturelle Einsichten und Freude am Lernen. Und ganz ehrlich: Ein einfaches „Geht scho“ kann manchmal mehr lehren als ein ganzes Grammatikbuch. Also traut euch. Meldet euch an. Probiert es aus. Es lohnt sich wirklich. 

Info für künftige Tandem-Teilnehmende vom Tandem-Duo Karoline und Kelly: „Man sollte offen sein, keine Angst vor Fehlern haben – und die Chance nutzen, mit echten Muttersprachler*innen zu üben. Es ist unkompliziert, kostenlos und macht wirklich Spaß.“ 

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