Laut Statista sind Hunde in Österreich das zweitbeliebteste Haustier. Hühner hingegen sind für die meisten nur Nutztiere, die in irgendeiner Form am Esstisch landen. Doch die Zweibeiner haben weit mehr auf sich.
Wurde bislang im Garten gebellt, wird jetzt gepiept oder gekräht. Bis dato war der Hund nach der Katze das beliebteste Haustier der Österreicherinnen und Österreicher. Das ändert sich jetzt, denn die private Hühnerhaltung boomt. Immer mehr Gärten werden zum Wohnsitz der Zweibeiner.
All jene, die glauben Hühner sind dumm und zu nichts als Eierlegen zu gebrauchen, irren sich. Die Tiere können sich bis zu 100 Gesichter merken, kommunizieren mit 24 Lautäußerungen und können Empathie sowie Leid empfinden. Außerdem zeigen Hühner ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Jedes Huhn hat seine eigene Persönlichkeit und nimmt innerhalb der Hackordnung seinen rechtmäßigen Platz ein. Sie registrieren, wem sie vertrauen können und wem besser nicht. Sobald man ihr Vertrauen gewonnen hat, darf man die fedrigen Tiere hochheben und herumtragen – der Beginn einer einzigartigen Freundschaft. Die Zweibeiner eignen sich genauso hervorragend wie Hunde als flauschiger Ausgleich im Alltag. Am liebsten aber greifen sie ihren Besitzern bei der Gartenarbeit unter die Fittiche und entfernen Ungeziefer aus Gemüsebeeten. Obendrauf sorgen Hühner für das (meist) tägliche Frühstücksei. Von Hunden kann man sich wohl eher das Gassi Geh Produkt erwarten.
Was anfangs herausfordernd erscheinen mag, entpuppt sich schnell als eines der einfachsten Haustiere. Das kann von der Hundehaltung wohl kaum behauptet werden. Dreimal täglich Auslauf, Besuche in der Hundeschule und Übungen zur kognitiven Stimulanz sind Schnee von gestern. Hühner im Garten zu halten ist keine große Hexerei. Es benötigt schlicht und einfach jemand, der den Stall morgens öffnet und abends schließt. Bei Anbruch der Dunkelheit gehen die Tiere selbstständig in den Stall – kein Escortservice benötigt. Da die Tiere kulinarische Omnivoren sind, erfreuen sie sich sogar am Biomüll. Hühner mögen Kartoffelschalen genauso gerne wie Würmer oder Gras. Futter und Wasser täglich aufzufüllen, reicht aus. Die Stallarbeit ist je nach Anzahl der Tiere ein is zwei Mal im Monat fällig. Fazit: Nicht nur die Kosten für Hühnerhaltung sind gering, sondern auch der Aufwand. Bei den Vierbeinern kostet die einmalige Ordination beim Tierarzt rund 100 Euro, ganz zu schweigen von der Tiernahrung, dem Spielzeug und den Accessoires wie Leinen und Co.
Diejenigen, die meinen, dass der Geruch der Tiere unwiderstehlich sei, sollten den Hühnerstall wohl öfter ausräumen. In der privaten Hühnerhaltung kommt starker Geruch selten vor. Besonders, wenn die Zweibeiner ihren rechtmäßigen Auslauf haben. Auch das hat seine Vorteile, denn Besitzerinnen und Besitzer ersparen sich das Rasenmähen auf Hühner Terrain. In österreichischen Mastbetrieben ist Geruch kein Wunder. Dort leben rund 30.000 Tieren gemeinsam in einer Halle.
Die veralteten Sichtweisen gegenüber dem fedrigen Zweibeiner haben im 21. Jahrhundert keinen Platz. Dem Huhn gebührt eine würdevolle Haltung und Wertschätzung für ihr tägliches Produkt. Sie gehören genauso zur Familie wie Hunde. Das Nutztier hat sich den Status „Haus – bzw. Gartentier“ definitiv verdient. Je liebevoller die Hühnerhaltung, desto besser ist die Eierqualität.