Die Corona-Pandemie änderte im Jahr 2020 unser aller Leben von einem Tag auf den anderen. Es mussten viele Maßnahmen gesetzt und Änderungen im Leben von uns Studierenden in Kauf genommen werden. Die Umstellung auf reinen Fernunterricht wurde notwendig, ebenso mussten teilweise Prüfungen in geänderter Weise durchgeführt werden. Kerstin Binder war im vergangenen Jahr die erste Studierende der FH-Burgenland, die im berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang Information, Medien, Kommunikation (IMK) die Abschlussprüfung online absolvierte. Wir haben mit ihr und dem Studiengangsleiter Michael Zeiller gesprochen, um zu erfahren, wie beide Seiten diese „neue Art der Abschlussprüfung“ erlebt haben.
SOFA: Kerstin, wie kam es zu der Entscheidung, die BA-Prüfung virtuell zu machen?
Kerstin: Da ich letztes Jahr praktisch zu 100 % im Homeoffice gearbeitet habe und in meinem unmittelbaren privaten Umfeld Hochrisikopatienten habe, wollte ich auf keinen Fall das Risiko eingehen, durch eine Prüfung am Campus in Eisenstadt mit Corona angesteckt zu werden. Als die Möglichkeit einer virtuellen Prüfung angeboten wurde, war für mich sofort klar, dass ich das Angebot in Anspruch nehmen werde.
SOFA: Inwiefern siehst du Vorteile oder Nachteile bezüglich der virtuell absolvierten Abschlussprüfung?
Kerstin: Rückblickend sehe ich es für mich eher als Nachteil, da es am Beginn technische Probleme bei der Prüfung gab. Eine Prüferin konnte sich nicht einloggen. Es konnten auch nur jeweils zwei Personen das Mikrofon „offen“ haben, da es andernfalls störende Nebengeräusche gab. Außerdem fällt bei so einer virtuellen Prüfung einfach die gesamte persönliche Ebene weg, da man ja nur Gesichter sieht, aber die Körpersprache fehlt, was die Präsentationsmöglichkeiten einschränkt. Normalerweise kann man anhand der Reaktion der anderen ableiten, ob man mit seiner Performance am „richtigen“ Weg ist. Das geht bei einer virtuellen Prüfung nicht.
SOFA: Wie hast du dich auf die virtuelle Prüfung vorbereitet?
Kerstin: Inhaltlich habe ich alles so gemacht, wie ich es auch bei einer „normalen“ Prüfung tue. Aber man muss halt daheim viel vorbereiten. Der ganze Raum muss gesehen werden können, man muss seinen Schreibtisch „herzeigen“ und auch der eigene Bildschirm muss die ganze Zeit sichtbar sein. Das wurde alles vorab festgelegt.
SOFA: Gab es etwas, dass dich in der Prüfungssituation besonders gestresst oder verunsichert hat? Wenn ja, was war das?
Kerstin: Oh ja, das gab es! Ich hatte ständig Angst, was wohl passiert, wenn das Internet ausfällt und die Prüfung damit unterbrochen ist und dass sie denken, ich mache das vielleicht absichtlich. Das hat mich echt gestresst.
SOFA: Wie kann man sich die Prüfungssituation vorstellen? Gab es eine Moderation, oder wurden „Handzeichen“ bei Fragen vereinbart?
Kerstin: So etwas wie eine Moderation wäre mir nicht aufgefallen. Jeder stellte nach meiner Präsentation dann der Reihe nach „seine“ Fragen. Die Vorsitzende übergab dabei das Wort.
SOFA: Was würdest du den nächsten Absolventinnen und Absolventen empfehlen, wenn es eine Wahlmöglichkeit gibt?
Kerstin: Jeder und jede soll unbedingt, sofern es die Situation zulässt, die Abschlussprüfung am Campus machen.
Erfahrung aus der Sicht der Prüfungskommission
BIMK-Studiengangsleiter, Herrn Michael Zeiller, erzählt aus Sicht der Prüfungskommission, dass bereits am Anfang der Pandemie klar war, dass die Fachhochschule neben den Prüfungen in Eisenstadt auch eine alternative Prüfungsform anbieten musste, auf die Studierende ausweichen konnten. Um Abschlussprüfungen – in diesem Fall speziell die Bachelorprüfungen für den Studiengang Information, Medien, Kommunikation – virtuell durchführen zu können, waren die grundlegenden technischen Voraussetzungen bereits gegeben.
Real vs. virtuell
Die Frage nach den Erfahrungen bei virtuellen Prüfungen beantwortete Michael Zeiller wie folgt: „Eigentlich ganz gut. Also, ich hätte jetzt keine großen Abstriche von meiner Seite als Prüfer hier gesehen. Ich kann die Prüfung genauso durchführen wie eine reale Prüfung. Persönlich ist es mir lieber, sie als Kandidat*innen vor mir zu haben, sie zu sehen. […] Hier ist vielleicht die Interaktion leichter und einfacher.“
Knackpunkt Technik
Grobe technische Probleme gab es keine. Kleinere bzw. kurze Unterbrechungen sind bei Videokonferenzen „normal“ – diese sind aber nicht entscheidend und es gab genug Zeit, um im Bedarfsfall etwas zu wiederholen. Wäre es aufgrund technischer Probleme unmöglich gewesen, einelaufende Prüfung abzuschließen, so hätte man die Prüfung abbrechen und noch einmal neu starten müssen. Dies war allerdings laut Herrn Prof. Zeiller in keiner Prüfung notwendig.
Deine Meinung ist gefragt! Wie sind deine Erfahrungen mit virtuellen Prüfungssituationen? Erzähl uns davon in den Kommentaren oder berichte uns per Mail an redaktion@sofa-magazin.at!