Zwischen Daten und Diplomatie
Krisen und Konflikte prägen unsere Gegenwart – sei es durch kriegerische Auseinandersetzungen wie aktuell in der Ukraine oder durch die globalen Folgen des Klimawandels. Auf der TINCON und der re:publica 2025 wurde deutlich, wie eng diese Bereiche miteinander verknüpft sind.
Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg
Frieden passiert nicht einfach so, betont Mariya Martiyenko, freie Journalistin und Masterstudentin in Peace and Security Studies. In ihrem Vortrag auf der TINCON zeigte sie, wie komplex der Weg zu einem stabilen Frieden ist.
Lange Zeit wurde Frieden als „die Abwesenheit von Krieg“ definiert. Dieses Konzept des „negativen Friedens“ ist dem des „positiven Friedens“ gewichen. „Positiver Frieden“ bedeutet Sicherheit – auch im sozialen Sinn –, Gerechtigkeit für Opfer und Hinterbliebene sowie gesellschaftliche Teilhabe. Ein erster Schritt in diesem langen Friedensprozess ist die Erkenntnis beider Konfliktparteien, dass eine militärische Auseinandersetzung keinen Sinn mehr ergibt – etwa, weil militärische Ziele nicht mehr erreichbar scheinen oder wegen einer angespannten innenpolitischen Lage. Auch die Stabilität eines Waffenstillstands spielt eine zentrale Rolle.
Wer an Friedensverhandlungen teilnimmt, hängt stark vom jeweiligen Konflikt ab: Staaten, Milizen, internationale Organisationen wie die UNO, NGOs oder neutrale Vermittler*innen sitzen am Tisch – leider sind bislang nur etwa zehn Prozent der Beteiligten Frauen. Dabei greifen die Akteure auf vielfältige diplomatische Werkzeuge zurück: klassische Verhandlungen, Sanktionen, Hinterzimmer-Gespräche oder auch kreative Mittel der Diplomatie – etwa die Panda-Leihgaben Chinas oder große Sport-Events.
Martiyenko betont: Frieden ist komplex und fragil – aber gibt es eine Alternative?
Klimawandel als Sicherheitsrisiko
Dass der Klimawandel längst Teil der Außen- und Sicherheitspolitik ist, verdeutlichten Melchior Reihlen und Jonas Koll vom Auswärtigen Amt bei der re:publica. Dort stellten sie den Climate-Conflict-Vulnerability Index (CCVI) vor.
Das Tool verbindet unterschiedliche Datenquellen und macht sichtbar, wo sich Klimarisiken und gesellschaftliche Konfliktpotenziale überlagern – weltweit und mit bisher unerreichter Detailtiefe. So können Entscheidungsträger*innen frühzeitig Spannungen erkennen und darauf reagieren.
Entwickelt wurde der CCVI durch ein interdisziplinäres Team der Universität der Bundeswehr München, des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sowie des Designstudios truth & beauty. Das Projekt steht unter dem Leitgedanken der Transparenz. Alle Daten sind offen zugänglich über climate-conflict.org und der Quellcode soll bis 2025 auf GitHub veröffentlicht werden. So will man nicht nur Regierungen, sondern auch zivilgesellschaftliche Akteure und die Forschung zur aktiven Nutzung einladen.
Neue Wege für eine globale Sicherheit
Beide Vorträge zeigen, dass sich Werkzeuge zur Friedenssicherung verändern. Frieden entsteht nicht zufällig – er ist das Ergebnis vielschichtiger Verhandlungen, strategischer Kommunikation und eines wachsenden Verständnisses für die Zusammenhänge globaler Risiken.