Mehr als Meinung: Warum Musikjournalismus wieder lauter werden muss 

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Im Gespräch mit Christian Tjaben, Musikjournalist und Jurymitglied des International Music Journalism Award (IMJA), über Sichtbarkeit, Internationalität, neue Formate und warum gerade junge Stimmen wieder stärker gehört werden sollten. 

Musikjournalismus verdient eine Bühne  

Zwischen Instagram-Reels, Empfehlungsalgorithmen und Spotify-Playlists hat es fundierter Musikjournalismus zunehmend schwer, sichtbar zu bleiben.  

In seinen Richtlinien beschreibt der IMJA klar, wie schwierig das Umfeld für hochwertigen Musikjournalismus geworden ist. Es herrscht ökonomischer Druck, denn Redaktionen schrumpfen, Budgets verschwinden und viele etablierte Medien haben den Musikjournalismus längst aufgegeben. 

„Gerade im Nischenbereich des Kulturjournalismus ist die Erosion stark zu spüren.“ – heißt es auf der IMJA-Website. (https://imja.reeperbahnfestival.com/about

Umso wichtiger sei es laut IMJA, diejenigen zu stärken, die trotzdem weiter fundiert, mutig und professionell arbeiten – besonders auch im Nachwuchsbereich. 

Was der IMJA auszeichnet 

Der Award wird in mehreren Kategorien vergeben, darunter auch Audio- und Multimediaformate. Das zeigt, dass Musikjournalismus nicht mehr nur an Printtexten gemessen wird, sondern in seiner gesamten Breite anerkannt ist.  

Die Kategorien im Überblick: 

  1. Beste*r Musikjournalist*in des Jahres (Deutsch / Englisch) 
  1. Beste musikjournalistische Arbeit des Jahres (Deutsch / Englisch) 
    a) Text (Print & Web) 
    b) Audio 
    c) Multimedia 
  1. Beste musikjournalistische Arbeit unter 30 Jahren (Deutsch) 

Man sieht, nicht nur deutschsprachige Arbeiten werden ausgezeichnet. Das macht den Award so international. Wie wichtig die globale Perspektive gerade heute ist, erklärt Christian Tjaben folgendermaßen: 

Für die IMJA kann er sich durchaus noch mehr internationale Zusammenarbeit vorstellen. Daher betont er: 

Journalismus vs. Content – Konkurrenz oder Koexistenz? 

Instagram-Reels, YouTube-Dokus, Podcast-Interviews – die Art, wie über Musik gesprochen wird, hat sich stark verändert. Als Musikjournalist:in muss man heute auch als Content-Creator:in agieren, weil man dadurch sein Publikum eher erreichen kann, als es über die klassischen Kanäle der Fall ist. Entsteht dadurch eine Konkurrenz innerhalb des Feldes, oder kann man von einer Koexistenz sprechen? Darauf antwortet Christian Tjaben wie folgt: 

Nachwuchs braucht mehr als Sichtbarkeit 

Ein besonderes Augenmerk des IMJA liegt auf der Förderung junger Journalist:innen. Doch das allein reicht nicht aus. Die Bedingungen, unter denen junge Stimmen gehört werden, sind härter geworden. Prekäre Honorare, weniger Zeit und weniger redaktionelle Unterstützung sind heute Alltag. 

Christian Tjaben weiß das – und formuliert seine Tipps an den Nachwuchs entsprechend ehrlich: