Kennst du das? Du sitzt in der Prüfung, liest die erste Frage und plötzlich ist alles weg. Keine Panik: Blackouts in Prüfungssituationen sind normal und haben eine klare biologische Ursache. Wer versteht, was dabei passiert, kann gezielt gegensteuern und einfache Gehirntricks nutzen, um Stress zu reduzieren.
Inspiriert vom Vortrag „Mind Games: Das Gehirn-Quiz“ der Wissenschaftsvermittlerin Dani (@scienceitch) auf der diesjährigen TINCON haben wir dir hier zusammengefasst, wie faszinierend unser Gehirn funktioniert – und wie sich Studierende in Stressmomenten selbst helfen können, wenn im Kopf mal kurz nichts mehr geht.
Ein Hochleistungsorgan im Dauereinsatz
Das menschliche Gehirn ist ein Wunderwerk – klein, aber energiehungrig. Mit durchschnittlich 1,3 Kilogramm macht es gerade einmal zwei Prozent unseres Körpergewichts aus, benötigt aber satte 20 Prozent der gesamten Körperenergie. Spätestens mit 25 Jahren ist es ausgereift, bleibt aber ein Leben lang lernfähig. In ihm arbeiten rund 86 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die in ständiger Kommunikation stehen.
Spannend: Das Gehirn selbst kann keinen Schmerz empfinden – auch bei schwersten Eingriffen spürt man direkt am Hirngewebe nichts. Gefährlich wird es dennoch, etwa bei einem Schlaganfall. Wenn dabei ein Teil des Gehirns zu wenig Sauerstoff erhält, können Zellen dauerhaft geschädigt werden. Die Warnzeichen sind eindeutig: Plötzliche Probleme mit Balance, den Augen, im Gesicht, mit den Armen oder der Sprache – hier zählt jede Minute. Unter dem Akronym B.E.F.A.S.T. werden diese Symptome heute in Erste-Hilfe-Schulungen kommuniziert.

Warum Blackouts bei Prüfungen entstehen
Gerade in Prüfungssituationen erleben viele Studierende oder Schüler:innen das gleiche Phänomen: Man weiß, dass man es weiß – aber nichts fällt einem ein. Solche Blackouts durch Stress haben eine klare physiologische Erklärung. Unter hoher emotionaler Anspannung oder akutem Stress schüttet der Körper Adrenalin und Cortisol aus. Diese Stresshormone blockieren vorübergehend den Hippocampus – das Zentrum für das bewusste Erinnern. Die Folge: Die Information bleibt im Gehirn gespeichert, ist aber kurzzeitig nicht zugänglich.
Wissenschaftlich belegt ist: Der Zugang kehrt zurück, sobald sich die Stressreaktion im Körper beruhigt. Doch wie schafft man das in einem Moment, der sowieso schon emotional geladen ist?
7 Tipps gegen den Blackout: So bringst du dein Gehirn zurück auf Spur
Entscheidend ist, den Körper aus dem Alarmmodus zu holen. Diese sieben Strategien helfen, das Gehirn wieder in den Normalmodus zu bringen – alle basieren auf wissenschaftlich fundierten Methoden und sind leicht anzuwenden:
1. Bewusst atmen – mit der 4-7-8-Technik
Langsames, tiefes Atmen hilft, den Parasympathikus zu aktivieren – also den Teil des Nervensystems, der für Entspannung zuständig ist.
Die 4-7-8-Atmung funktioniert so: vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden halten, acht Sekunden ausatmen. Auch Resonanzatmung wirkt ähnlich beruhigend.
2. Körperhaltung ändern
Eine aufrechte Haltung signalisiert dem Körper Sicherheit. Schultern zurück, tief einatmen – das verbessert die Sauerstoffzufuhr und kann das Stressniveau senken.
3. Ein Glas Wasser trinken
Ein kleiner, aber effektiver Trick: Wasser trinken senkt den Puls, lenkt den Fokus kurz ab und hilft, die körperliche Stressreaktion zu unterbrechen.
Neben ausreichend Wasser hilft übrigens auch das, was du isst: Mit dem richtigen Brainfood kannst du dein Gehirn zusätzlich unterstützen. Schau dir hier an, welche Nährstoffe beim Denken wirklich helfen: https://www.sofa-magazin.at/artikel/feed-your-brain-was-ihr-essen-koennt-um-euer-gehirn-beim-lernen-zu-unterstuetzen/
4. Perspektive wechseln und akzeptieren
Akzeptiere, dass der Moment schwierig ist. Der bewusste Satz „Das ist okay – ich komme gleich wieder rein“ reduziert Druck und schafft Raum für Leistung.
5. Visualisierung nutzen
Stell dir einen Ort vor, an dem du dich ruhig und sicher fühlst – etwa einen Waldweg, eine Wiese oder das Meer.
Diese mentale Visualisierung aktiviert Hirnareale, die mit Ruhe und Sicherheit verknüpft sind, und hilft, das Erinnerungszentrum wieder hochzufahren.
6. Kommunikation als Entlastung
Wer etwa in einer mündlichen Prüfung offen mit einem Moment des Blackouts umgeht, kann Verständnis gewinnen – und wertvolle Sekunden, um wieder zu sich zu finden.
7. Kleine mentale Pausen zulassen
Wer während der Prüfung bewusst kurze Pausen macht – etwa beim Aufgabenwechsel – gibt dem Hippocampus Gelegenheit zur „Neuverkabelung“. Auch ein strategischer Aufgabenwechsel kann helfen, mit einem ruhigeren Kopf zurückzukehren.

Gehirntricks für Studierende – klug austricksen statt aussetzen
Für Studierende, die regelmäßig mit Drucksituationen konfrontiert sind, gibt es gute Nachrichten: Das Gehirn lässt sich trainieren – und austricksen. Wer regelmäßig Atemübungen in den Alltag integriert, erhöht seine Stressresistenz. Kurze Visualisierungsübungen vor dem Lernen oder in Prüfungen können ebenfalls helfen, das emotionale Gleichgewicht zu halten.
Außerdem: Kleine mentale Pausen während einer Prüfung, etwa beim Wechsel der Aufgaben, geben dem Hippocampus Gelegenheit zur „Neuverkabelung“. Wer merkt, dass eine Frage nicht gleich beantwortbar ist, kann strategisch zu einer leichteren Aufgabe springen – und später mit einem ruhigeren Kopf zurückkehren.
Statt das Gehirn als Gegner in Stressmomenten zu sehen, lohnt sich ein Perspektivwechsel: Es ist ein lernendes, dynamisches Organ, das selbst in heiklen Momenten Verbündeter sein kann – wenn man ihm den richtigen Raum gibt.
Fazit: Dein Gehirn braucht manchmal nur Zeit zum Atmen
Das Gehirn ist effizient, komplex und doch anfällig für Überlastung. Wer versteht, wie Stress auf das Erinnerungszentrum wirkt, kann gezielt gegensteuern. Für Studierende ist das mehr als ein netter Aha-Moment – es ist die Einladung, sich selbst in stressigen Situationen nicht zu überfordern, sondern klug mit sich umzugehen.
Denn manchmal braucht das Gehirn einfach nur einen bewussten Atemzug, um wieder klar zu denken.


