Schweißer:in bei der Arbeit
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Sind wir im Beruf nicht schon längst gleichberechtigt? 

Warum es immer noch so viel weniger Frauen in technischen Bereichen gibt. 

Es ist 2023 – Frauen und Männer haben in Österreich längst die gleichen Möglichkeiten in Sachen Bildung, Lifestyle und Beruf. Frauen werden keine Hürden in den Weg gelegt, wenn sie einen technischen Beruf ausüben möchten und nicht dem weiblichen Rollenbild entsprechen. Themen wie Diversität und Inklusion sind Teil unseres Alltags geworden. Die Möglichkeit „divers“ anstelle von männlich oder weiblich als Geschlecht in einem Formular anzugeben, sollte schon als selbstverständlich gelten.  Aber repräsentiert das alles auch wirklich die Werte und Einstellungen unserer Gesellschaft? Und warum sind technische Berufe immer noch geprägt von einem männlichen Rollenbild?

In der Theorie haben Frauen ja wirklich die Möglichkeit, in alle Berufe, also auch technische, wie IT oder Handwerk einzusteigen und umgekehrt. In vielen Stellenanzeigen findet man sogar schon eine Zeile, in der vermerkt wird, dass sich der:die Arbeitgeber:in besonders über Bewerbungen von Frauen freue. Man könnte meinen, dass es Frauen hier sogar besonders leicht gemacht wird. Es scheint, Frauen und nicht-männliche Personen wollen einfach nicht im technischen Umfeld arbeiten, vielleicht interessiert es sie schlichtweg nicht. Ganz so einfach ist es aber auch nicht. Das Problem liegt vielmehr auf struktureller Ebene und ist tief in unserer Gesellschaft begraben.   

Zu wenig Frauen in MINT-Berufen und -Ausbildungen 

Viele denken immer noch: das ist ganz normal, Mädchen sind schon in der Schule besser in Sprachen, Burschen sind besser in Mathe. Ganz so ist das aber nicht, denn Kinder hören diese Sätze immer wieder, Glaubenssätze manifestieren sich in den Köpfen der Schüler:innen. Mädchen kommen so manchmal gar nicht auf die Idee, dass ihnen auch technische Fächer und Aktivitäten liegen könnten. Ist immerhin keine Mädchensache.   

Studien zufolge arbeiten lediglich 15% Frauen in technischen und MINT-Berufen, also den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Das ist auch jene Branche, die aktuell ohnehin am stärksten von einem hohen Personalmangel betroffen ist. Frauenförderung wäre da eine angebrachte Maßnahme.   

Was können Bildungseinrichtungen und Arbeitgeber:innen tun? 

Viele Unternehmen klagen, dass sie gerne mehr Frauen einstellen möchten, aber sich einfach weniger Frauen auf technische oder handwerkliche Stellen bewerben. Damit muss man sich aber nicht abfinden. Die Unternehmen, aber auch Bildungseinrichtungen können einiges tun, damit sich auch nicht-männliche Personen angesprochen fühlen und eher den Schritt in Richtung MINT-Berufe gehen.  

Die Lösung: Frauen direkt ansprechen! Die Firmen sollten gezielt an jenen Events und Standorten Präsenz zeigen, an denen sie Frauen ansprechen können.  

Besonders wichtig ist auch, sich den eigenen Auftritt anzusehen. Wie sehen die eigenen Inserate aus? Wer repräsentiert das Unternehmen nach außen? Es ist nicht nur so, dass Menschen tendenziell eher andere Menschen einstellen, die ihnen selbst ähneln. Mit Bewerbungen verhält es sich gleichermaßen. Wenn schon im Inserat Diversität gezeigt wird und ganz unterschiedliche Personen den Betrieb repräsentieren, fühlen sich auch nicht-männliche Personen eher angesprochen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auf eine Stelle bewerben, steigt. Selbiges gilt selbstverständlich auch für Bildungseinrichtungen. Nur wenn Unis und FHs aktiv zeigen, dass Frauen willkommen sind, werden sie sich auch für Studien im MINT-Bereich bewerben. Am besten sollte schon in der Schule darauf geachtet werden, alle Personen in den Bereichen zu fördern, die sie interessieren und nicht in die Gender-Klischeefalle zu tappen.  

Es reicht also nicht, Frauen und Mädchen die Zugänge zu ermöglichen, vielmehr müssen Männer, Frauen und alle anderen zusammen verstaubte Rollenbilder aufbrechen. Frauenförderung ist eben nicht nur Frauensache.   

Quellen:  

https://www.sora.at/nc/news-presse/archiv/news-einzelansicht/news/frauenanteil-in-der-technik-nur-15-prozent-510.html