Die Wien Wahl ist vorüber. Seit Montag sind auch alle Briefwahlstimmen ausgezählt und es gibt ein vorläufiges Wahlergebnis – mit einem zu erwartenden Ergebnis, welches gleichzeitig auch einige Überraschungen liefert.
Etwa 62,74% aller Wahlberechtigten hat am Sonntag oder per Briefwahl ihre Stimme abgegeben. Eine niedrige Wahlbeteiligung, auch im Vergleich zu den 65, 27 Prozent im Jahr 2020.
Damit hat Wien entschieden. Oder besser: ein Teil von Wien. Denn von den etwa zwei Millionen Bürger:innen dürfen etwa 35 Prozent nicht wählen, da sie die österreichische Staatsbürgerschaft nicht besitzen. Nur EU-Bürger:innen dürfen in den Bezirksvertretungswahlen partizipieren. Somit ist ein Drittel von der Einwohner:innen nicht dazu befugt, aktiv über die Wiener Politik bestimmen. Das ist ein Rekordwert.
Gewinner:innen und Verlierer:innen
Nach über 100 Jahren an der Spitze der Wiener Stadtpolitik haben die Sozialdemokraten auch heuer wieder eine klare Mehrheit bei den Gemeinderatswahlen erhalten. Sie stellen den Bürgermeister, Dr. Michael Ludwig, und sind die deutlichen Sieger. Mit 39,38 Prozent erzielen sie ein leicht schlechteres Ergebnis (-2,24%) als noch im Jahr 2020. Trotz dessen zeigt sich die SPÖ zufrieden, denn sie sind in allen Bezirken wieder auf Platz 1.
Als Verliererin der Wahl gilt die konservative ÖVP. So hat sich das Ergebnis aus 2020, unter Ex-Kanzler Sebastian Kurz, etwa halbiert. Sie erreichen nur noch knapp zehn Prozent (9,65%), anstatt der 20,43 Prozent in 2020. Ein bezeichnendes Ergebnis, welches die ersten personalen Konsequenzen gefordert hat. Spitzenkandidat Karl Mahrer hat vergangenen Montag seinen Rücktritt erklärt. Zu seinem Nachfolger wurde Markus Figl ernannt.
Die zuletzt mitregierenden NEOS erreichen ein leicht besseres Ergebnis mit 10 Prozent. Die Grünen verlieren 0,28 Prozent, zeigen sich aber auf Grund ihrer turbulenten Lage der letzten Jahre mit den 14,52 Prozent zufrieden.
Die KPÖ scheitert mit vier Prozent ebenso am Einzug in den Gemeinderat wie HC Strache mit gut einem Prozent.
Die FPÖ bekommt mehr als doppelt so viele Stimmen als noch 2020 und ist mit 20,35 Prozent die zweitstärkste Kraft. Nach der Nationalratswahl ist dies wenig überraschend – im sozialdemokratischen Wien aber ein Novum.
Koalitionen
Die SPÖ sieht sich nun in einer privilegierten Position. Sie kann frei unter den anderen Parteien ihre Koalitionspartner:innen auswählen. Nur eine Zusammenarbeit wird von vornherein ausgeschlossen – jene mit der rechtspopulistischen FPÖ.
Seit Montag laufen interne Gespräche in allen Parteien. Es bleibt bei der SPÖ, ob sie bei der altbewährten Regierung mit den NEOS bleiben oder Neues wagen.
Die Möglichkeit einerkonservative Konstellation, wie die in der Bundesregierung, mit ÖVP-Beteiligung ist ebenso gegeben wie eine Beteiligung der Grünen. Einziges Manko könnte hier das ewige Streitthema des Lobau-Tunnels sein: Die Grünen haben sich im Wahlkampf klar gegen den Bau ausgesprochen – die SPÖ dafür. Es bleibt offen, ob dies eine mögliche Beteiligung der Grünen damit ausschließt.
Die ersten Sondierungsgespräche beginnen diese Woche und sollen laut Bürgermeister Ludwig ehestmöglich abgeschlossen werden, um noch vor dem Sommer eine stabile Stadtregierung zu bilden. Es bleibt also spannend, wer Juniorpartner an der Seite der starken Wiener Sozialdemokraten wird.
Gesammelte Informationen zur Wien-Wahl sind auf der offiziellen Website der Stadt Wien zu finden. Ein offizielles amtliches Endergebnis liegt ab 8. Mai 2025 vor.